2.2 Fortschreibung des Verwertungsplans
Grundsätzlich gibt es keine Änderungen gegenüber dem im Leitantrag formulierten Verwertungsplan. Die Fortschreibung wird in den folgenden Absätzen erläutert. Man kann allgemein sagen, dass die Anschlussfähigkeit beim Projekt GGOS-D vor allem durch die internationalen Organisationen wie die International Union of Geodesy and Geophysics (IUGG), die International Astronomical Union (IAU), die International Association of Geodesy (IAG) und nicht zuletzt durch den International Earth Rotation and Reference Systems Service (IERS) sichergestellt wird.
Wirtschaftliche Erfolgsaussichten
Von diesem Projekt kann keine direkte kommerzielle Verwertung erwartet werden. Eine Vielzahl von wirtschaftlichen Anwendungen wird jedoch auf die hier bereitgestellten Produkte zurückgreifen: globale Referenzsysteme gehören heute (zusammen mit den Boden- und Weltraumsegmenten der GNSS) zu einer globalen Navigations- und Positionierungsinfrastruktur und müssen stetig wachsenden Anforderungen an Genauigkeit für Positionierung und Georeferenzierung gerecht werden. Die während der Laufzeit des Projektes GGOS-D erarbeiteten Produkte (lange Zeitreihen von Lösungen der einzelnen Beobachtungstechniken und deren Kombination, geodätisch-geophysikalische Zeitreihen, etc.) weisen eine äusserst homogene und konsistente Qualität auf, die international bisher nicht erreicht wurde.
Die präzise Beobachtung und Erfassung der Prozesse im System Erde wird es längerfristig erlauben, genauere und zuverlässigere Abschätzungen und Prognosen des Gefahrenpotenzials von Naturkatastrophen (Meeresspiegelanstieg, Erdbeben, Tsunamis, …) zu machen. So trägt dieses Projekt zur Expertise im Aufbau und Betrieb von Monitoring- und Frühwarnsystemen bei, was längerfristig zu einer Reduktion der Schäden durch Naturkatastrophen an Menschen und Infrastruktur führen kann. Dies wiederum kann sich wirtschaftlich sehr stark auswirken.
Wissenschaftliche und technische Erfolgsaussichten
Die Realisierung eines hochgenauen Referenzsystems und die Generierung homogener geodätisch-geophysikalischer Zeitreihen im Rahmen des Projekts GGOS-D ist essentiell für eine ganze Reihe aktueller Forschungsthemen wie etwa die Bestimmung des globalen Meeresspiegelanstiegs, postglazialer Hebungen und des vermuteten Anstiegs des Wasserdampfgehalts der Atmosphäre durch die globale Erwärmung. Da es sich hier um Bewegungen im Bereich von wenigen bis einigen Millimetern pro Jahr handelt, ist eine sehr hohe Genauigkeit sowie die Langzeitstabilität und -konsistenz der Zeitserien essentiell. Die Genauigkeit bisheriger Referenzrahmen und Zeitreihen wurde durch Referenzsystemwechsel und Inkonsistenzen in den Zeitreihen stark beeinträchtigt. Dieses Manko wird durch die Produkte, die im Rahmen dieses Vorhabens entstanden sind, behoben. Das Projekt GGOS-D hat die Forschung auf diesem Gebiet einen wesentlichen Schritt vorangebracht und findet international große Beachtung. Deutschland hat durch dieses Projekt (und seinen Vorläufer) eine Spitzenstellung in der internationalen Forschungsgemeinschaft erreicht.
Wissenschaftliche und wirtschaftliche Anschlussfähigkeit
Die hier für die Integration der geodätischen Raumbeobachtungen erforschten, entwickelten und getesteten Verarbeitungsprozesse und –strategien realisieren den Prototypen eines GGOS. Dieser Prototyp muss letztlich in ähnlicher Form auch innerhalb der internationalen Dienste als operationeller Service in Nahe-Echtzeit aufgebaut werden. Deshalb wurden die Projektarbeiten in enger Kooperation mit den internationalen Diensten durchgeführt, so dass die hier entwickelten Daten- und Verarbeitungsstrukturen schließlich weitgehend übernommen werden können, was ganz wesentlich zur Anschlussfähigkeit des Projektes beiträgt.
Alle im Rahmen der Arbeitspakete WP3000 – WP5000 erzeugten Zeitreihen und Zwischenprodukte sind in dem vom BKG entwickelten Datenbanksystem (im SINEX-Format) verfügbar. Diese Zeitreihen sind aufgrund ihrer Konsistenz und Einheitlichkeit für die wissenschaftliche Gemeinschaft von größtem Interesse und werden Anwendung in Geodäsie, Geodynamik, Geophysik, Atmosphären- und Klimaforschung, Massenbilanzierung, etc. finden. Dies gilt in ähnlicher Weise auch für die Mehrjahreslösungen (TRF/CRF), die nun vom IERS und von den anderen Diensten für Kombinationen und Vergleiche herangezogen werden können. Die Ergebnisse des Vorhabens fliessen somit direkt in die internationalen Dienste ein, was sicher durch die Funktionen der beteiligten Projektverantwortlichen und Projektleiter in den entsprechenden internationalen Gremien noch weiter gefördert werden kann. Es ist klar vorhersehbar, dass auch andere Institutionen, die z.B. in der Internationalen Union für Geodäsie und Geophysik (IUGG) oder im Global Geodetic Observing System (GGOS) aktiv sind, die Ergebnisse des vorliegenden Forschungsvorhabens nutzen und in ihre Arbeiten einbeziehen werden.
Längerfristig gesehen werden die Produkte eines GGOS auch für die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft wesentliche Beiträge für ihre Entscheidungen liefern. Aus diesem Grund wurde GGOS in die politisch orientierte „Group on Earth Observation (GEO)“ aufgenommen, beteiligte sich an der Erstellung von deren Zehn-Jahres-Implementierungsplan für ein „Global Earth Observation System of Systems (GEOSS)“ und arbeitet seither intensiv an den Entwicklungen in GEO mit.